Christopher Kolumbus? Magellan? Neil Armstrong? Casanova? Alexander von Humboldt? Allesamt große Entdecker und Eroberer. Hätten Sie den Land Rover Discovery gehabt, wären sie schneller fertig geworden. Mit dem Entdecken.
Was sagt man dazu? Da liegen Erfahrungen Monate zurück und nun erst erscheint das Wetter passend für einen Bericht zum Discovery. Schauen wir also ein wenig in die Vergangenheit und lassen die Stattlichkeit dieses Automobils aus der Ferne wirken. Es braucht nämlich eine Weile, ehe der eigentümliche Charakter dieses Profi-Kraxlers zu Tage kommt. Machen wir es kurz: Im Alltag macht so ein Fahrzeug schlichtweg keinen Sinn. Klar lassen sich auch Argumente dafür finden. Doch die sind an einer Hand abgezählt. Er ist solide gebaut, trägt nicht so dick auf wie der große RangeRover, ist innen dennoch geräumiger, bietet sieben vollwertige Sitze und fährt sich souverän.
Joa. Dann ist es mit der Allttagstauglichkeit auch schon vorbei. Seine zierliche Gestalt trügt. Er kaschiert seine wahren Dimensionen erstaunlich gut. Doch enge Autobahn-Baustellen werden zu einem Balanceakt zwischen dem Fernbleiben von der Betonabgrenzung links und dem Guten-Tag-Sagen der LKW-Ladung rechts. Die Lenkung vermittelt zu wenig Rückmeldung und lässt Präzision vermissen. Schon in der Eingewöhnungsphase braucht es eine ganze Weile, ehe die richtigen Lenkwinkel getroffen werden um dort hin zu steuern, wo man eigentlich hin will. Alles am Volant wirkt ein wenig zu weich, einen Schritt zu sehr in Richtung Komfort gedämpft. Und doch ist er nicht entkoppelt. Es schlägt ab und zu von der Achse bis hoch in die Fingerspitzen. Vielleicht wird das gebraucht, um auch jeden noch so kleinen Ast im Gelände zu ertasten.
Die einen bezeichnen dieses Gehabe als weichgespült, die anderen sagen ihm Charakter nach. Weil er einer der wenigen Auto ist, die sich nicht an den Fahrer anpassen. Der muss den Spieß umdrehen und sein Fahrverhalten umgestalten, ähnlich wie beim Land Rover Urahn, dem Defender. Das geschieht schleichend und ganz unbemerkt. Nämlich im Kopf, der auf einmal die Ausmaße begreift und den Trumm so spielerisch lenkt, als hätte er es schon immer in sich getragen. Dieses Gefühl der Freiheit und des Entdeckens kann so tief ins Blut übergehen, dass man gar nicht mehr merkt, überhaupt in Deutschland unterwegs zu sein. Man wähnt sich in der afrikanischen Steppe, auf einer steinigen Pass-Überquerung in den Anden, man erklimmt gedanklich schon den Mount Everest. Auf geht‘s! Das ging jetzt ganz schön schnell? So ist es.
Den Land Rover Discovery treibt ein Turbodiesel an, der in diversen Jaguar- und Land Rover Modellen seinen Dienst verrichtet. Ich muss zugeben, dass ich den rauen Gesellen mag. Denn im direkten Vergleich zu manch anderen Ölbrennern klingt er doch manchmal recht rau. Nach ehrlichem Arbeiter. Man möchte ihn gar nicht zu sehr treten, denn er wird seine Arbeit schon machen. Entlastet wird er von der famosen 8-Gang Automatik von ZF. Die allerdings im Discovery die seltsame Eigenart besitzt, die Gänge zu lange zu halten. Speziell bei Langsamfahrt in der Stadt verweilt sie penetrant in der ersten Fahrstufe. Da mag der Fahrer fast meinen, das Terrain-Response-System möchte direkt ins Gelände, runter von der Straße und hat schon mal die passende Untersetzung vorgewählt. Er ist halt ein rauer Bursche. Ein Draufgänger, Entdecker, Eroberer. Geradeaus.